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KurierKolumnen

Manchmal wartet man lange - und umsonst!

Ich gehe durch die Innere Stadt, sie schüttelt sich gerade den Sommer aus dem Pelz. Zwar ist der Franziskanerplatz noch immer belebt, auch wenn idiotischerweise das „Pöschl“ keinen Schanigarten mehr betreiben darf, aber manche Damen tragen bereits einen Schal um die Schultern, und in den Schaufenstern der Boutiquen in der Weihburggasse sehe ich es schon stürmen und regnen. Im Apple-Shop herrscht so reger Betrieb, dass sich vor dem Eingang eine Schlange gebildet hat, in der auch viele Touristen stehen, und ich frage mich ernsthaft, warum man in fremden Städten Orte besucht, die in der eigenen Stadt haargenauso aussehen und darüber hinaus das identische Angebot auslegen.

Ich überquere die Kärntner Straße, biege in den Kärntner Durchgang ein, wo in der Expositur der Loosbar der Pegel der Fröhlichkeiten höher ist, als ich das um diese Zeit erwartet hätte, dann biege ich in die Seilergasse ein, wo ich schon allein wegen der Adresse gern einen Wohnsitz hätte, ha, und gehe dann hinüber zum Neuen Markt, der bekanntlich von einer Tiefgarage untertunnelt ist und in Zukunft mehr oder weniger exklusiv uns Fußgängern und Stadtwanderern zur Verfügung steht.

Als die Baustelle noch den ganzen Platz in Beschlag nahm, war ich noch optimistisch, dass die Jahre des Verdrängtseins und Wartens-auf-eine-bessere-Zukunft sich wenigstens auszahlen und ein Stück zukunftsträchtiges Wien entstehen lassen würden. Jetzt bin ich frustriert. Der Neue Markt ist versiegelt wie ein großzügiges Badezimmer, in das jemand ein paar räudige Blumen gestellt hat. Ein paar Bäumchen versprechen, in ein paar Jahren vielleicht ein bisschen mehr Schatten zu spenden als eine Baseballmütze, und insgesamt macht der eigentlich so schöne Platz den Eindruck, dass er sich dafür entschuldigen möchte, dass an der Oberfläche ein paar Parkplätze verloren gegangen sind. Ich bin gespannt, ob nach dem Abzug der letzten Baucontainer illegal abgestellte Kurzparker oder vergnügliches Stadtleben den Platz prägen werden.

Ich hoffe, dass das Misslingen dieses Stadtumbaus den nächsten Anrainern, die gefragt werden, ob sie einem so fundamentalen Umbau ihres Lebensraums zustimmen, eine Lehre sein wird. Ich gehe weiter, die Tegethoffstraße entlang, die nicht mehr von der Zierlichkeit der sie flankierenden Bürgerhäuser, sondern vom Schlund der Garagenauf- und -abfahrt geprägt wird, überquere den Helmut-Zilk-Platz, an dem ich nicht vorbeigehen kann, ohne Alfred Hrdlickas ergreifendes Mahnmal zu betrachten, und ziele am Würstelstand vorbei, wo sich vor ein paar Wochen der gute Mick Jagger nachts eine Hülse gegönnt hat.

Im Burggarten beruhige ich mich wieder, setze mich vor dem Palmenhaus auf das Mäuerl und schaue in die Luft über den alten Bäumen, genieße, wie sich das Publikum auf den verschlungenen Wegen verläuft, hier die, die irgendwo hinmüssen, dort die, die hier ihr Ziel gefunden haben.

Diese verschiedenen Tempi machen den Rhythmus aus, der die Stadt prägt, und ich denke mir, dass auch der Neue Markt so ein Ort sein könnte, aber leider nein.

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